Der Meister von Meßkirch gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Künstlern der altdeutschen Malerei Oberschwabens, jedoch auch zu den rätselhaftesten.
Möglicherweise um 1490/1495 geboren, fällt der wahrscheinlichste Zeitraum seiner Tätigkeit in die Jahre zwischen 1515 und 1540. Dem erhaltenen Bestand nach zu schließen war er überwiegend für die mit dem katholischen habsburgischen Kaiserhaus sympathisierenden Freiherren und Grafen von Zimmern in Meßkirch tätig. Aus deren Besitz, der nach dem Aussterben der männlichen Linie 1594 zunächst an das Geschlecht derer von Fürstenberg überging, stammen die meisten der rund 100 erhaltenen, heute über die großen Sammlungen der Welt verstreuten Tafelbilder.
In ihrer religiösen Thematik ist die Kunst des Meßkirchers – der seinen Notnamen von einer umfangreichen Ausstattung für die Pfarrkirche St. Martin in Meßkirch erhielt – deutlich von den Wünschen und Anforderungen ihrer adeligen katholischen Auftraggeber geprägt. Kunsthistorisch indes wirkt im Werk unseres großen Unbekannten unübersehbar die Kunst Albrecht Dürers und seiner Mitarbeiter Hans Baldung gen. Grien, Hans Schäufelein und Hans von Kulmbach nach. Der Künstler weiß jedoch spätgotische Formen mit renaissancehaften Gestaltungskriterien zu verbinden und findet höchsteigene Formulierungen zu seelenvollen Figuren – in denen bisweilen hintersinniger Witz aufblitzt. In die Malfläche eingebunden, scheinen sie mit ihren irdisch schweren Körpern unbeirrt fest in der Welt zu stehen. Wie vom Wind erfasst wirken manche buntfarbig changierenden Manteltücher, Kleider, Röcke, Kutten und Schleier, die sie in großen dekorativen Schwüngen umwehen. Der Meister von Meßkirch ist aber nicht nur ein genauer Beobachter menschlicher Physiognomie oder stofflicher Eigenheiten, sondern auch ein exzellenter Schilderer verwunschener Fluss- und Gebirgslandschaften. Sein ausgeprägtes Farbgefühl ermöglicht ihm eine breite Palette an lichten bis satten Farbtönen, genauso erzeugt er andererseits leuchtende, fast emaille artig anmutende Klänge.
Seit Erwerbs des Corpus des Falkensteiner Altars, der zu den Hauptwerken des Meisters gehört, zeigt die Sammlung Würth ihren gesamten, 17 Tafeln umfassenden Bestand des Meßkirchers in der Schwäbisch Haller Johanniterkirche.
Höhepunkt der Präsentation ist die Wiedervereinigung des ehedem in seine Einzelteile aufgelösten und im 19. Jahrhundert in Teilen aufgespaltenen »Falkensteiner Altarretabels« (nach 1530), das der Meister von Meßkirch für die Burg Falkenstein der Freiherren von Zimmern schuf. Zwei Tafeln, die für die Präsentation in Schwäbisch Hall weilen, gehören seit 1929 der Staatsgalerie Stuttgart.
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Linker Standflügel), Der heilige Christophorus, 50 x 31 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/1
Meister von Meßkirch – Falkensteiner Altar, nach 1530, Mitteltafel, Die heilige Anna im Kreise heiliger Frauen, Sammlung Würth, Inv. 15605
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Rechter Drehflügel innen), Der heilige Erasmus, 50 x 29 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/3
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Rechter Standflügel), Die Heiligen Sebastian und Rochus, 50 x 31 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/5
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Linker Standflügel), Der heilige Christophorus, 50 x 31 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/1
Meister von Meßkirch – Falkensteiner Altar, nach 1530, Mitteltafel, Die heilige Anna im Kreise heiliger Frauen, Sammlung Würth, Inv. 15605
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Rechter Drehflügel innen), Der heilige Erasmus, 50 x 29 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/3
Meister von Meßkirch, Falkensteiner Altar (Rechter Standflügel), Die Heiligen Sebastian und Rochus, 50 x 31 cm, Sammlung Würth, Inv. 15605/5
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